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Herzlichen Glückwunsch für Urmila Chaudhary

zur Verleihung des Theodor-Häcker-Preises für politischen Mut und Aufrichtigkeit – Menschenrechtspreis der Stadt Esslingen.

Anfang Juli 2017 verlieh die Stadt Esslingen den Theodor-Häcker Preis, den internationalen Menschenrechtspreis für politischen Mut und Aufrichtigkeit, an Urmila Chaudhary.

In einer eindrucksvollen Zeremonie wurde Urmila Chaudhary der Preis überreicht. In der folgenden Woche wurde sie zu mehreren Pressekonferenzen, öffentlichen Diskussionen und Schulbesuchen eingeladen.

Anschließend, von Freitag bis Dienstag, waren dann Urmila und Man Bahadur (Projektleiter der NYF), der sie begleitet hat, bei uns in Heidelberg zu Besuch. Wir verbrachten sehr schöne Tage mit langen Gesprächen, mit viel Muße und einigen Unternehmungen wie Schloßbesuch und Bergbahnfahrt zum Königsstuhl. Erholten uns von der Hitze der Stadt bei einem Waldspaziergang durchs Felsenmeer und hatten eine angeregte Diskussion nach dem Film „Urmila – für die Freiheit“ in der Werkstatt. Es war sehr angenehm, soviel Zeit zusammen verbringen zu können und wir freuen uns auf das nächste Wiedersehen, in Nepal oder wieder hier in Heidelberg.

Diskriminierung und Unterdrückung charakerisieren das Leben Urmilas seit ihrem 6ten Lebensjahr. In diesem Alter wurde sie als Kamalari, als Haussklavin, während des Maghefestes im Januar in eine reiche und einflussreiche Familie nach Kathmandu verkauft. Sie musste von morgens bis spät in die Nacht arbeiten; kochen, waschen, putzen, alle Dinge, die im Haushalt anstehen, erledigen. Oftmals erleben die als Kamalari verkauften Kinder Gewalt, körperliche und sexuelle Misshandlung.
Die Kamalaritradition, beheimatet im Südwesten Nepals, reicht ins 18. Jahrhundert zurück. Die Tharu, unempfindlich gegen Malaria, bearbeiteten und kultivierten das Land im Terai. Als durch Trockenlegung und Spritzmittel die Malaria zurückgedrängt wurde, wanderten Menschen aus den Bergregionen in den Süden ein, verdrängten die Tharu von ihrem Land. Das Land war nicht offiziell registriert und eingetragen und so wurden die Tharu zu abhängigen Bauern, die jetzt für die neu eingewanderten Großgrundbesitzer arbeiten mussten.
So entstand das System der Kamalari, bei dem junge Mädchen für mehrere Jahre in meist höherkastige Familien außerhalb des Terais verkauft wurden zu einem geringen Preis. Das Versprechen, dass die Kinder die Schule würden besuchen können, wurde meist gebrochen.
Urmila konnte erst mit 17 Jahren, nach 12 Jahren als Kamalari und nachdem sie von der Nepal Youth Foundation befreit worden war, zur Schule gehen.
Seit dieser Zeit kämpft Urmila sehr aktiv für die Abschaffung des Kamalarisystems.
Zusammen mit der Nepal Youth Foundation gab es 2006 den ersten Erfolg: das Verbot des Kamalarisystems. 2009 sicherte die Regierung die finanzielle Unterstützung der Schulausbildung der befreiten Mädchen zu. 2013 verkündete die Regierung das offizielle Ende und die Abschaffung des Kamalarisystems.
Während all dieser Jahre setzte sich Urmila aktiv für die Befreiung der Kamalari ein.
Zum einen informierten sie und ihre Mitstreiterinnen durch dramatische Darstellungen mit Straßentheater die Bevölkerung über das Elend und die Not der Kamalari und veränderten so das Bewusstsein und Denken der Menschen über die Kamalaripraxis.
Aber sie verhinderte auch aktiv, das Mädchen beim Maghefest verkauft wurden, diskutierte mit den Eltern, holte die Mädchen aus Bussen. Sie suchte nach den Kamalari, konfrontierte die Familien und forderte sie auf, die Mädchen gehen zu lassen.
Urmila klagt ihre Eltern nicht an. Sie sagt: „Meine Eltern litten genauso wie ich und ich will nicht, dass wir nochmals so etwas erleiden müssen“. Dieser Gedanke gab und gibt ihr die Kraft zu kämpfen und heute sind 13 000 Mädchen befreit; sie leben wieder zuhause oder in mehreren Hostels.
Jetzt müssen weiterführende Programme organisiert werden, um die Schul- und Berufsausbildung der Mädchen zu gewährleisten und allen ein freies, selbstbestimmtes Leben zu ermöglichen. Mit dem Freed Kamalari Developmental Forum, der eigenen NGO der Kamalari, geht der Kampf Urmilas weiter. Sie wird dabei von der Nepal Youth Foundation unterstützt. (Anne)

Sehen Sie zu diesem Thema den beeindruckenden und unbedingt sehenswerten Filmbeitrag von Roy Cox:
Klicken Sie hier für den Vorschaufilm (Work-In-Progress)

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